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Podiumsdiskussion der Queer Devils zur "Umgangskultur"

11. Mai 2017

 

(eh) Auf Einladung von Mathias Gehring besuchten sechs Fairplay-Mitglieder am 10. Mai 2017 die Podiumsdiskussion "Umgangskultur". Der als „FCK-Gesicht“ weithin bekannte FCK-Anhänger ist Vorsitzender des „1. FCK Fanclubs Queer Devils e.V.“, dem einzigen schwul-lesbischen Fanclub des pfälzischen Traditionsvereins. Die Veranstaltung im Rahmen der Reihe "PRIDE WEEK KL - Wochen der Toleranz" fand im Presseraum des „Fritz-Walter-Stadions“ statt. Raphael Holzdeppe (Weltmeister im Stabhochsprung von 2013) und der ehemalige Fußball-Nationalspieler Martin Wagner (Deutscher Fußball-Meister 1998) hatten die Schirmherrschaft für die Aktionswochen des Jahres 2017 übernommen und saßen als Diskussionsteilnehmer auf dem Podium. Horst Konzok (Sportchef der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“) sowie Sven Wolf (Ansprechpartner für Homosexualität im Badischen Fußballverband) komplettierten die kompetente Gesprächsrunde, die von FCK-Stadionsprecher Holger Schröder (Radio RPR) souverän moderiert wurde.

 

 

 

Im Verlauf der knapp zweistündigen Debatte wurden zahlreiche Themengebiete besprochen. Denn Rassismus, Homophobie, Diskriminierung und Ausgrenzung gehören ebenso wie im Alltagsleben auch im Sport immer noch zu den aktuellen Fragestellungen. Und der Fokus richtete sich dann bei allen Diskussionsbeiträgen auf ein verständnisvolleres Miteinander. Viele Formulierungen bezogen sich auf eine bessere Umsetzung und Einhaltung von Werten für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Mit dem Fazit, „gerade der Sport kann aufgrund seines Stellenwerts einiges bewirken“, herrschte bei den Diskussionsteilnehmern weitgehend Einigkeit.

 

 

 

Vor allem die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Zuschauern bei diversen Sportarten führten zu manch nachdenklichem Gesicht. Raphael Holzdeppe erzählte, noch nie in seiner Laufbahn – weder im In- noch im Ausland – mit Anfeindungen konfrontiert worden zu sein. Nicht im Stadion, auch nicht in den sozialen Medien. Worauf der Pressechef des 1. FCK, Stefan Rosskopf, ihn zu seiner Sportart beglückwünschte: „Sei froh, dass du dich so entschieden hast! Das ist im Fußball ganz anders! Da wurden schon Spieler auf Grund ausufernder Beschimpfungen verjagt“!

 

 

 

Daneben kamen viele amüsante Episoden ans Licht! Martin Wagner erzählte beispielsweise von seiner ersten Nacht mit Torhüterlegende Gerry Ehrmann – seinem damaligen Zimmergenossen – im Mannschaftshotel. „In Ehebetten! So war das damals in Trainingslagern“! Raphael Holzdeppe schilderte Begegnungen, bei denen er auf Grund seiner dunklen Hautfarbe von Menschen ganz langsam in radebrechendem Deutsch angesprochen wurde. „Sie können mit mir ganz normal reden, ich spreche Deutsch“, so seine coole Reaktion. Und Horst Konzok gab zur diskutablen Problematik, für Fußballer Noten zu vergeben, scherzhaft eine Reaktion seines ehemaligen Lehrers zum Besten: „Nach einem schlechten Spiel des 1. FCK mit entsprechenden Beurteilungen für die Spieler meinte er, das seien die gleichen Zensuren, wie ich sie während meiner Schulzeit erhalten hatte“!

 

 

 

Derart humorvolle Einlassungen wie auch kritisches Beleuchten und Hinterfragen aktuell bedenklicher Entwicklungen der breiten Umgangskultur im Sport bestimmten die aufschlussreichen Ausführungen. Martin Wagner stellte beispielsweise heraus, „wie sehr es mich schon lange nervt, wenn ich in den Kurven immer wieder die Szenen sehe, wenn sich junge Kerle beim Abbrennen ihrer Pyro-Show hinter Schals und Masken verstecken. Dann sollen sie doch den Arsch in der Hose haben, sich zeigen und die Konsequenzen auch selber tragen“. Alle Redebeiträge, auch die sich anschließenden Fragen und Erläuterungen aus dem Auditorium, setzten sich für ein respektvolles, tolerantes und friedliches Miteinander in einer offenen Gesellschaft ein.

 

 

 

Sei abschließend die Frage in den Raum gestellt: „Warum nahmen Fairplay-Teilnehmer an so einer nicht gerade fußball-spezifischen Veranstaltung teil“? Die dreigeteilte Antwort sieht so aus: Zum Ersten sahen sie die Thematik auch als Teil ihrer Fanclub-Philosophie „Fairplay und Inklusion“. Was bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie er aussiehst, welche Sprache er spricht, ob er eine Behinderung hat, ob er schwul oder lesbisch ist. Also „gemeinsam verschieden sein“! Zum Zweiten bot sich dem Fairplay-Sextett die Gelegenheit, einen absoluten Spitzensportler wie Raphael Holzdeppe etwas näher kennen zu lernen. Und zu guter Letzt freuten sich alle, nach längerer Zeit wieder einmal dem Fanclub Fairplay stets wohl gesonnen früheren Lauterer Meisterspieler Martin Wagner zu begegnen.